35 Jahre

1987, noch bevor ich das Diplom meines Studienabschlusses in den Händen hatte, habe ich mich als Einzelunternehmen im Handelsregister eintragen lassen, und damit meine berufliche Selbständigkeit eingeläutet. Das ist nun 35 Jahre her… War zunächst das Gefühl der Freiheit Antrieb für meine berufliche Selbständigkeit, so findet man sich sehr bald und mit zunemendenm Erfolg inmitten von Strömen wieder: ich bewege, animiere, aktiviere, werde aber gleichzeitig selber auch bewegt, geschoben, auf neue Bahnen gelenkt.

Vermutlich habe ich in dieser Zeit mit mehr Normen und Regeln gebrochen, als zu folgen mir empfohlen worden ist. Lernen und anwenden ist immer wieder mein Thema, Grenzen ausloten und Neues wagen, Mängel erkennen und Lösungen kreieren, Ziele verfolgen und auch andere glücklich machen – wer all das will, wird nicht darum herum kommen, immer wieder etwas zu unternehmen. Jeden Tag auf’s Neue. Was natürlich nicht ginge, würden Sie mir nicht Aufräge erteilen oder Projekte anvertrauen. – Danke!


Was ich begriffen habe: Marketing ist, ähnlich wie Medizin, keine exakte Wissenschaft. Der Erfolg beruht weitestgehend auf der Methode von Versuch und Irrtum, sowie der Kreativität von hartnäckigen Menschen, die es wagen immer mal wieder einen Schritt weiter zu gehen. Und die aus vorangegangenen Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen.

Im Unterschied zur Medizin (?) kennt Marketing keine Ethik. – Es empfiehlt sich darum, mehrere Versuche in unterschiedliche Richtungen gleichzeitig zu starten. Und sich dort zu vertiefen, wo die Resultate auf neue, spannende Aspekte hinweisen (denn Menschen sind verblüffend widersprüchlich und Märkte grundsätzlich unstet).

Fazit: Wissen ist gut und wichtig, aber Schlauheit (die Bereitschaft, um die Ecke zu denken) ist von Vorteil. –  Ich bin lange im Markt und ich bin unabhängig, muss auch im Alter kein Blatt vor den Mund nehmen: von mir bekommen Sie also auch zu hören, was Sie nicht erwarten. Nur das ist schon ein Mehrwert.

 

Im Zeitalter der aufdringlichen Lautsprecher mit ihren gespaltenen Zungen, eine Notiz am Rande: der Liebe Gott hat uns zwei Augen gegeben, zwei Ohren, zwei Nasenflügel – aber nur einen Mund… Wir sollen Unschärfen erkennen, das Gras wachsen hören und den Braten riechen können, also wahrnehmen, wahrnehmen und nocheinmal wahrnehmen, bevor wir losplappern oder herumposaunen. – Nachdem sich der Liebe Gott mit der Aufklärung gleich selbst hinweggefegt hat, sollten wir Marketing-Gurus uns hüten, als selbsternannte Stellvertreter aufzutreten, und bedenken: auch unsere Ansprechpartner (!) haben zwei Augen, zwei Ohren und zwei Nasenflügel. Denn allen Parolen zum Trotz: abgestimmt wird weiterhin mit den Füssen.